Palm Tungsten T
(01.07.2004 00:00 CET)
Bevor jetzt irgendjemand anmerkt, der Tungsten sei ein Palm und kein Pocket PC: Richtig. Danke für den Hinweis. Allerdings habe ich mich neben der Tatsache, dass der Tungsten klein, von nettem Design und mit Bluetooth ausgestattet ist, dafür entschieden, dass der Blick über den Tellerrand einfach nicht schaden kann. Was kann so ein Palm der neueren Baureihen, was ein Pocket PC nicht kann? Oder anders herum: Was macht die (vermeintliche?) Überlegenheit eines Pocket PCs aus? Und auch das sei noch angemerkt: Ich versuche gar nicht erst, von einem objektiven Review zu sprechen: Den Pocket PC als solchen kenne ich in- und auswendig, einen Palm nicht wirklich. Es mag sehr wohl sein, dass das eine oder andere an diesem Test in den Augen eines Palm-Fans zu überarbeiten ist...
Verpackt ist der Tungsten in einer mehrschichtigen, silberblauen Verpackung, die ihn von oben und den Seiten
betrachten lässt. Hat man diese mit viel Geschick geöffnet (alle Verpackungen, die ich bisher gesehen
habe, inklusive meiner eigenen, sind gerissen), dann findet man unter dem Tungsten selbst eine weitere Kiste, in
der die USB-Dockingstation, das Netzteil, die Plexiglasabdeckung, die CDs mit Synchronisationsoftware und Zusatzprogrammen
und die Kurzhandbücher sind. Wie allgemein üblich befindet sich das "echte" Handbuch (318 Seiten
stark) in elektronischer Form auf der CD. Wer ein Nachschlagewerk braucht und am Bildschirm lesen will, für
den ist dies in Ordnung, wer lieber bequem auf der Couch sitzt und blättert, der muss eben in den sauren Apfel
beissen und die 318 Seiten drucken.
Ebenfalls im Lieferumfang befindet sich ein Gutschein, der zu einem kostenlosen "Lost and Found"-Service
berechtigt, dazu muss der Tungsten registriert werden und wird bei Verlust und einem ehrlichen Finder dann wieder
an seinen Besitzer weitergeleitet. Die Auswahl an Zusatzprogrammen der zweiten CD ist gut und deckt die wichtigsten
Lücken in den fest installierten Applikationen ab:
PRODUKTIVITÄT (Adobe® Acrobat® Reader® for Palm OS, Dataviz® Documents To Go, Handmark's MobileDB,
powerOne Personal), Calculator, KOMMUNIKATION: BlueBoard, BlueChat, Copytalk, Palm WAP Browser, Palm Web Browser
Pro, Phone Link Updater, SMS, VersaMail 2.0, UNTERHALTUNG: ArcSoft® PhotoBase, Palm Reader, Handmark's MagicDogs
Playing Cards.
Nach der Softwareinstallation, in der das Palm Desktop installiert wird, und der Auswahl, ob mit Outlook oder jener Palm-eigenen Applikation synchronisiert werden soll, kann auch schon der erste Sync stattfinden. Schön am Palm: Was der Pocket PC Benutzer (bei manueller Einstellung) durch Klicken auf Start->ActiveSync macht, dazu gibt es an der Palm Dockingstation einen Hardware-Button. Draufdrücken, es piept, die Synchronisation startet, und das war´s.
Der Tungsten selbst ist im Vergleich zu einem Pocket PC auf dem Papier "mickrig" ausgestattet: Ein Texas Instruments OMAP 1510 (ARM) processor, 4MB Flash ROM und 16MB RAM reissen den Verwöhnten Windows-PDA-Kenner nicht vom Hocker. Aber das ist auch nicht wirklich verwunderlich, setzt doch der selbe User für seine einfachen Office-Anwendungen auch einen Pentium 4 2,6 GHz Power-PC ein... Soll heissen: Die vermeintliche Schwäche ist in der Praxis nicht zu bemerken, eher im Gegenteil: Palms haben ein deutlich anderes Speichermanagement, es verbleiben nicht alle in einem gewissen Zeitraum geöffneten Programme im Speicher, sondern werden beim Wechsel zu einer anderen Applikation geschlossen. Damit und mit dem deutlich geringeren Speicherbedarf der Palm-Anwendungen läuft der Tungsten schnell und stabil. In der einen Woche Testzeitraum (in der ich nur den Tungsten verwendet habe) habe ich keinen einzigen Absturz, kein Stocken, kein Ruckeln erlebt.
Was den Tungsten so "sexy" macht, ist seine Größe. Die sonst bei jedem Palm offen sichtbare Fläche, in der sich die "Hardwaretasten" (hier Flächen, auf die man mit dem Stift tippt) und die Eingabefläche für Text mit der Eingabemethode Graffiti befinden, ist im Urzustand verdeckt und wird nur bei Bedarf herausgezogen. Damit ist der Tungsten kleiner als jeder Pocket PC. Die wie beim iPAQ metallisierte, matte Oberfläche lässt ihn edel und kühl-technisch erscheinen. Während ein Pocket PC mit einer Auflösung von 320*240 betrieben wird, hat der Tungsten mit 320*320 Bildpunkten eine höhere Auflösung, die sich insbesondere bei Applikationen, die dies speziell ausnutzen, in wohltuender Schärfe und Klarheit der Darstellung auswirkt. Die 65K-Farben tragen natürlich auch nicht unerheblich dazu bei. Vergleicht man das Display von der Schärfe, dem Kontrast und der Helligkeit mit dem eines Pocket PCs, dann schneidet es allerdings nur durchschnittlich ab. Es ist auch bei höchster Einstellung der Hintergrundbeleuchtung schwächer, wenn auch scharf und klar. Im Vergleich zum Pocket PC muss man es aber eher ins Mittelmass einstufen.
Der Palm Tungsten T ist der erste Palm, der Bluetooth integriert hat (dem es also nicht per SD-Karte nachgerüstet
werden muss). Damit kann er sowohl Verbindung zu einigen Mobiltelefonen aufnehmen als auch z.B. ein Bluetooth-GPS
verwenden, zu letzterem später mehr.
Leider ist die Formulierung "mit einigen Mobiltelefonen" wissentlich und aus gutem Grund so gewählt
worden. Im Gegensatz zu einem iPAQ oder einem anderen Pocket PC wird das ins Telefon integrierte Modem mit dedizierten
Modembefehlen angesprochen. Und die sind scheinbar von Mobiltelefon zu Mobiltelefon so unterschiedlich, dass die
Telefone eigene Treiber auf dem Palm benötigen. Als Standard sind für Nokia, Ericsson und SonyEricsson-Telefone
Treiber dabei, der Phone Link Updater, der auf der Applikations-CD beiliegt, lädt weitere Treiber von der
Palm-Seite herunter. Ein nicht unterstütztes Telefon (wie in meinem Fall das Orange SPV) lässt sich leider
nicht verwenden. Nichts desto Trotz bietet der SD-Slot sowohl Platz für Speicherkarten als auch für WLAN,
Kameras oder sonstige Applikationskarten.
Vom Pocket PC ist man es gewöhnt, zumindest ein Email-Programm (als Teil des Pocket Outlook) und einen Webbrowser fest installiert zu haben, hier is Palm die Ausnahme. Für den Tungsten allerdings ist dies kein Problem, liegen doch auf der beiligenden Software Essentials CD WAP- und Webbrowser und das Email-Programm Versamail bei. Gerade bei der Konfiguration des letzteren muss man sich als Pocket PC-Benutzer arg umgewöhnen Einstellungen finden sich nicht nur in Optionen, die im Programm im Touchscreen angewählt werden können, sondern auch, wenn man die Menü-Taste der Graffiti-Fläche verwendet. Die Suche nach der Einstellung für den Mailversand mit authenticated SMTP hat dann schon ein paar Minuten gedauert. Lässt man aber einen Mac-Benutzer auf einen PC los (oder umgekehrt), dann wird der Effekt der selbe sein, dies ist also nicht überzubewerten.
Sieht man sich die PIM-Funktionen des Palm an, dann sind diese nicht schlechter, in manchen Fällen gar
besser als bei einem Pocket PC. Was mich beispielsweise immer ärgert, sind die Geburtstage (bzw. andere ganztägige
Termine). Einmal erinnert, weggeklickt, vergessen. Auch die Funktion, beim Pocket PC die Erinnerung in einem gewissen
Zeitrahmen wiederholen zu lassen, ist da nicht wirklich befriedigend. Der Tungsten löst dies netter: Nach
der bildschirmfüllenden Erinnerung kann man diese bestätigen, solange man aber den Termin selbst nicht
abgehakt hat, blinkt oben links im Display ein kleines Symbol, das darauf hinweist. Sobald man seinen Tungsten
also benutzt, wird der Termin in Erinnerung gerufen.
Auch die beim Pocket PC ohne Zusatztools von vielen schmerzlich vermisste Wochenansicht ist integriert, bei dieser
werden beispielsweise Termine, die ganztägig über mehrere Tage laufen, durch einen durchgezogenen grünen
Strich über dem Tag dargestellt, etc.
Ein wenig umgewöhnen muss man sich, wenn man seine Notizen mit dem Tungsten synchronisiert: Die Outlook-Notizen
finden sich nämlich dort unter "Merkzettel", unter "Notizen" finden sich die handschriftlichen
Notizen des Palm. Dies führt dazu, dass man Notizen vom PPC, die Zeichnungen enthalten, nicht verwenden kann,
da sie in der Merkzettel-Anwendung nicht anzuzeigen sind.
Ein Palm hat kein Pocket Office. Punkt. Was er hat (bzw. was nachinstallierbar nd beiliegend ist) ist Documents
to Go, eine Anwendung, die verschiedenen Office-Dateiformate verfügbar macht und somit auf einem Palm Zugriff
auf Word-, Excel-, etc. Dateien erlaubt. Eine Verarbeitung ist damit aber nicht möglich. Dazu muss man sich
zusätzlich für knapp 50 USD das Quickoffice Premier zulegen, das beispielsweise bei Palmgear angeboten wird. Die Frage, die sich hier stellt: Benötigt man die Bearbeitung
von Word-, Excel- und Powerpointdateien tatsächlich unterwegs? Dann kommt man um diese Investition nicht herum.
Wenn nicht, dann reicht Documents to Go für das sporadische Öffnen eines Emailsanhangs vollkommen aus.
Ein Palm hat übrigens auch standardmässig keinen MP3-Player... aber auch den kann man nachrüsten.
Überhaupt Software: Die Menge der Verfügbaren Programme ist vergleichbar mit dem aktuellen Stand der Pocket PC-Anwendungen. Es gibt vielleicht weniger hochwertige Spiele (zumindest ist dies mein Eindruck), aber auch da ist für das Spielen hin und wieder in der Bahn sicherlich für jeden Geschmack etwas zu finden. Und einen Gameboy Advance hat man sich mit dem Tungsten nun mal nicht gekauft.
Was wirklich weh tut, ist der Mangel an echten Navigationsprogrammen. Klar, es existiert der Stadtplandienst, der in Verbindung mit einem GPS-Empfänger auf Karten der hohen Qualität der Falk Faltkarten die Position darstellt, Orte von Interesse anzeigt, etc., es gibt mit Mapopolis einen Maps on Demand Service, der auf aktuellstem Kartenmaterial von Navtech basiert, in dem man sich eine Route planen und anzeigen lassen kann, aber eben keine Anweisungen per Sprache oder Pfeil und keine automatische Neuplanung bei Verlassen der Route.
Die einzige Software, die dies leistet, ist DigiMap 2002. Im Detail mehr zu diesen Anwendungen in einem kommenden
separaten Artikel.
Was in jedem Fall (fast) klaglos funktioniert, ist das Socket Bluetooth GPS. Einzig die Kopplung des GPS ist notwendig
(ein Pocket PC ist da unkritischer, da ein GPS nur Daten sendet, ist der Sicherheitsaspekt da nicht so wichtig).
Im ersten Moment schluckt man, denn Socket ist leider nicht so klug und legt die BT-PIN bei. Kein Problem: 0183.
Hat bisher mit allen Socket BTs funktioniert... ;-)))
Preis:
EUR 399,- z.B. hierFazit:
Ist ein Palm besser als ein Pocket PC? Ich hoffe nicht, daß irgendjemand darauf eine ernsthafte Antwort erwartet... Nach meinen früheren Erfahrungen mit dem Palm IIIC und Palm V war ich einigermassen auf das vorberitet, was mich erwartetete. Ich bin begeistert vom Design, der Performance, den PIM-Anwendungen, dem Design, der Softwarevielfalt allgemein. Der Tungsten ist durchdacht, schick und relativ günstig. Ein wenig enttäuscht bin ich von der Qualität des Displays, das zwar superscharf ist und durch die hohe Auflösung richtig Spass macht, mit dem eines iPAQ aber bei weitem nicht mithalten kann. und wer den unüberschaubaren Wust von Navigationslösungen für Pocket PCs sieht, der ist sich schnell klar, dass er dort besser aufgehoben ist als bei einem Palm. Nichts desto Trotz aber ist der Tungsten mir ans Herz gewachsen und kommt immer mal wieder als kleiner, in der Hosentasche oder am Gürtel prima mitnehmbarer PDA mit, zumal er per Bluetooth mit diversen Standardhandies kommunizieren kann.Andere News, die Sie interessieren könnten:
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